Von IT Grundlagen in der Schule bis heute

Von IT Grundlagen in der Schule bis heute

KI Illustration einer Schulung über Computer

Inspiriert durch ein Posting auf Mastodon, möchte ich einmal so meine Erfahrungen mit der IT erzählen. Im Gegensatz zu dem heutigen Informatikunterricht gab es bei uns (Abschluss 2004) nur die absoluten Grundlagen. Wir hatten noch die dicken gelblich / beigen und hässlichen Gehäuse und fette Röhrenmonitore mit satten 15 Zoll. Als Betriebssystem kam Windows 98 SE zum Einsatz, angebunden an Windows Server 2000.

Wir behandelten die Grundlagen wie Bits und Bytes, ein bisschen Systempflege wie Defragmentieren und natürlich Online-Sicherheit. Cookies löschen und Spuren verwischen im Internet Explorer. Herrlich…

Das als Fach hieß bei uns informationstechnische Grundlagen (ITG) und wurde 1 Jahr unterrichtet. Wenn ich heutzutage von Datenbanken mit MySQL oder Programmierung mit Python lese, werde ich direkt etwas neidisch.

Meinen ersten PC bekam ich mit 11 Jahren mit Windows 3.11 for Workgroups. Ich hatte davon nicht viel Ahnung und probierte ein bisschen umher, das dicke Handbuch lag mit bei. Irgendwann bekam ich als Upgrade von einem Bekannten meines Onkels Windows 95 A. Das A steht für absoluter Alptraum, Plug n Pray sozusagen.

Das lief so gut, das es nie lief… Also anderer Onkel, dessen Bruder verpasste mir MS-DOS 6.22 und meinte nur so: wenn du Hilfe brauchst, gib help ein. So kam ich damals das erste Mal mit einem Terminal in Berührung. Dennoch machte es Spaß zu probieren und irgendwann ging das meiste locker von der Hand. Alles nachgelesen in der Dokumentation, Syntaxbasteln, viel trial and error….

Später gab es wieder ein modernes Windows 95, weil 98 SE aufgrund mangelndem MMX nicht lief. Das störte mich aber nicht, diesmal konnte ich mir ja wenigstens weiterhelfen. Sehr gern hab ich unter anderem die Hilfedateien von Windows gelesen. Internet gab es da noch nicht so wirklich. Es war also meine einzige Infoquelle.

Dann der große Sprung zu einem neuen PC mit Pentium 4 Prozessor. Ab da konnte man die Heizung locker 2 Stufen runterdrehen. Ist ja warm genug dann. Windows XP inklusive. Das war ’ne Neuerung und ab 2002 hatte ich ein 56k Modem inklusive AOL. Ich war drin, sprichwörtlich, jeden Werktag von 14 bis 18 Uhr als Schülertarif in der Zeit gratis. Das war toll. Viel lesen, kommunizieren und sogar Email schreiben. Mit 123-Homepage als Baukasten hatte fast jeder sogar eine Onlinepräsenz. Stellt euch heutzutage mal eine Homepage vor, auf der ihr euren kompletten Namen, Anschrift und noch ein Passfoto habt, für jeden zugänglich. Klingt gruselig? Anfang der 2000er hatten das viele. Genau wie bunte bewegte Bilder, Besucherzähler und Gästebuch.

Das war die Zeit, in der ich anfing, anderen Leuten mit PC Problemen helfen zu können. Allerdings nur Windows, zu Linux kam ich erst später in 2012 mit Ubuntu 12.04. Alles neu und aufregend. Mithilfe des Ubuntuwikis konnte ich erneut viel dazu lernen. In der Bash Befehle ausführen und im Dateimanager schauen, ob es geklappt hat. Vieles in Foren gelesen, hier und da eventuell mal mit jemanden gechattet, der Ahnung hat. So lernte ich dazu. Schön geschriebene Artikel und Tutorials wie heute, gab es immer noch nicht ganz.

Was es aber schon gab waren VMs in denen ich vieles ausprobiert hatte. Das war cool, Windows XP als Gast unter Ubuntu, oder Ubuntu unter Windows 7. Später kam ein Synology NAS dazu, aus dem einfachen Grund, das die Daten, die ich gerade brauchte, auf dem Gerät waren, welches gerade aus war. Eine DS216j das war Wahnsinn. Auch durch das Gerät lernte ich dazu. ACL, SMB, rsync…

Man kommt da schnell an die Grenze der Leistung und Möglichkeiten, also wurde das Ding später durch eine potentere DS220+ ersetzt. Wow jetzt gab es sogar Docker, das erste Mal Container. Spannend, die schier unendlichen Möglichkeiten… Auf der kleinen Syno fing ich dann auch an die ersten Sachen selbst zu hosten. WordPress, mein erstes Blog mit einer Domain von myds.me. Aber auch da kommt man wieder fix an die Grenze der Möglichkeiten. Jetzt also einfach mal trauen, Linux-Kenntnisse sind vorhanden, ein Ubuntu war fix installiert auf dem alten PC und die Dockerengine war ebenfalls zügig drauf. Mithilfe eines Tutorials bekam ich auch Apache und WordPress wieder zum Laufen, diesmal gab es keinen Assistenten. Domain war jetzt bei MyFritz, später eigene Domain mit CNAME auf die MyFritz.

Lief sogar ganz gut…. Tutorials, Videos, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, halfen mir sehr Zusammenhänge zu verstehen, neues zu entdecken. Und heute? Mittlerweile sind Dockercontainer und deren Netzwerke kein Problem, LXC hab ich ebenfalls ganz gern und mehrere Dienste kamen immer mehr dazu. Viele Dienste lass’ ich auch auf dem Host direkt laufen, Ubuntu wurde durch Fedora ersetzt und EXT4 durch BTRFS.

Python habe ich mit der Hilfe eines Buches von dem YouTuber Florian selbst gelernt, wobei ich da nur die Grundlagen kann. Bashscripte halte ich ebenfalls schlicht. Backups wurden später dann umgestellt von einer Storagebox und Rsync auf selbstgehostetes MinIO und Rclone.

Aus einem Homeserver sind insgesamt 4 verschiedene geworden. Dedicated, ARM64 und ein Storage VPS kamen dazu. Dienste, die ich betreibe, kann ich bald nicht mehr zählen..

Und doch kommt man sich richtig dumm vor, wenn man eine Aufgabe über Datenbanken liest, die die 10 Klasse kann, oder Pythonscripte von einer achten Klasse, die man nicht ganz versteht. Wenn man Dinge liest, die eigentlich trivial sind, oder als vermeintliches Grundwissen gelten und dennoch von denen man zum ersten Mal hört oder sie nicht gänzlich versteht. Aber auch wenn man liest, das Personen, die deutlich jünger sind, in dem Bereich mehr erreicht haben oder mehr Expertise haben, als man selbst.

Dann fühlt es sich an, als ob man vieles kann, aber nichts davon richtig. So richtig dämlich. Komisches Gefühl irgendwie

3 Kommentare

Dark Star Veröffentlicht am22:52 - 26. April 2024

Ich bin froh darüber, dass Hamburg nun ITG/Informatik als Pflichtfach einführt und ich die Möglichkeit habe, mehr als bisher meine Schülys Medienkompetenz zu vermitteln als bisher einem auserwählten Kurs.
Es kommen nun Generationen, die „touchen“ können – aber das sind keine Digital Natives. Diese sind wir. Weil wir kein UI-Design hatten. Wir mussten uns sehr viel selbst erarbeiten.
Und trotzdem: nie war der Zugang einfacher als heute und die Jahre zuvor.
Und das müssen wir nutzen und aufklären in Zeiten von fake news und deep fakes.

    Selfie mit blauem Fedora, blauem Tshirt in einem kleinen Park.
    Marcel Veröffentlicht am23:29 - 26. April 2024

    Ja die meisten sind leider nur Smartphone und Tablet gewohnt, wissen leider aber auch dort teilweise nicht, in welchem Verzeichnis ihre Bilder liegen. Dafür gibt es ja die Galerie. Backup, Datenschutz, Online-Sicherheit und Co sind meist weniger wichtig. Umso schöner das es ihnen jetzt ordentlich beigebracht werden kann 😌

    Why-Not Veröffentlicht am1:22 - 27. April 2024

    Wenn ich den Begriff „Digital Natives“ lese, bin ich immer unschlüssig, ob ich lachen oder weinen soll. Der „Generation Touchscreens“ muß man zu Gute halten, daß sie sich dieses Etikett nicht selbst gegeben haben. Das kommt eher von Leuten, deren letzte Lernleistung die Nutzung eines Wählscheinbentelefons gewesen sein dürfte und die beeindruckt von „den jungen Leuten“ sind, die ein Smartphone benutzen können. Ob die sich selbst wohl „Electro Mechanic Natives“ nennen? Das würde doch genauso gut passen, da sie überwiegend auch nicht wissen, wie das Impulswahlverfahren mit Hebdrehwählern in der automatisierten Telefonvermittlung funktionierte.
    Aber mit Informatik als Pflichtfach besteht die Chance, daß es neben Neuland-Natives auch mehr Digital-Versteher gibt. Ich drücke die Daumen.

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