Ich spiele ja gerne verschiedene Genres und natürlich ist Starfield immer noch einer meiner Lieblinge. Umso schöner wäre es doch wenn man dies nun mit meinem Lieblingsbetriebssystem, nämlich Fedora KDE kombinieren könnte. Kann man das? – Ja das geht, sogar einfacher als gedacht. Aber fangen wir von vorne an.
Ich habe zum Zocken sonst immer ein Windows 11 Pro, eben für Games und kleine spezielle Anwendungen, die eben nur unter Windows laufen. Fedora soll hauptsächlich für das tägliche Arbeiten verwendet werden und mein Homeserver läuft ja ebenfalls schon damit. Natürlich soll Fedora größtmölich das Windows ersetzen. Deshalb möchte ich den Großteil der Spiele darauf spielen.
Das System besteht aus:
- AMD Ryzen 7 5800X (ohne 3D-Cache)
- 2x16GB G.Skill Aegies 3200 CL16
- MSI MAG B550 Tomahawk
- KFA2 Nvidia RTX 3070
- XBOX One Wireless Controller (Starfield Edition) + Wireless Empfänger
Das ist der grobe Aufbau. Mein letztes Experiment mit Zocken unter Linux war noch mit Kubuntu 18.04 und das Ergebnis war.. nun ja durchwachsen. Die allerersten Versuche hatte ich damals sogar schon mit Ubuntu 12.04 und einer AMD Grafikkarte. Damals war es jedoch ein absoluter Graus mit dem fglrx-Debakel. Das hat sich dann extrem gebessert seitens AMD, die vernünftige Treiber bereitstellen. Da ich natürlich Fedora diesmal verwende kommen noch andere Punkte dazu, die ein paar kleine Stolpersteine darstellen, dazu gehört unter anderem die Verwendung von Wayland. Ich möchte aber dabei bleiben, da mit Fedora 40 Plasma 6 Einzug hält und X11 gleich mit verbannt werden soll. Außerdem verwende ich eine Nvidia Grafikkarte, das hat ein paar Treibernachteile unter Linux. Dazu später mehr.
Erstmal muss meine zweite Partition weichen, damit ich Platz für Fedora habe. Die nutzte ich bisher nur als „Parkplatz“, das ist also kein großes Problem gewesen auf selbige zu verzichten. Also ab ins Livesystem und die Fedorainstallation anstupsen.
Partitionierung ist schnell erledigt, EFI muss nur als Mountpoint gesetzt werden, eine kleine 10GB Partition als EXT4 für Boot und den Rest als BTRFS für Root. Eine separate Homepartition benötige ich nicht, Backups laufen regelmäßig via rsync auf den Server, damit ist das auch geklärt. Sonst ist die Installation unspektakulär und schnell erledigt. Der erste Start war schnell gemacht.
Jetzt geht es noch schnell ans Einrichten, es sollen die alltäglichen Dinge laufen und natürlich möchte ich dann damit auch zocken. Also fix RPM-Fusion und Flathub hinzugefügt (kinderleichte Anleitung), damit deckt man alle möglichen Anwendungsfälle schon ab. Egal ob Jellyfin, Discord, Steam oder Matrixchat. Matrixchat war schon die erste kleine Hürde, denn unter Wayland möchte Element nicht starten bei mir, auf X11 wird nicht gewechselt, also nehmen wir als alternative App Nheko, diese funktioniert hervorragend via Flatpak. Für Jellyfin musste ich noch die Renderingrechte hinzufügen, das geht bequem über KDE selbst, Flatseal ist da nicht einmal von Nöten. Steam kommt direkt aus den Paketquellen, Discord ginge auch, allerdings bekommt Discord so häufig Updates, das es über die Paketquelle nervt und tatsächlich schneller als Flatpak aktualisiert wird. Es macht am Ende keinen großen Unterschied woher es kommt. Laufen muss es und das tut es auch.
Laufen ist ein gutes Stichwort, kommen wir also zu NVIDIA und deren Treibern. Das Paket „kmod-nvidia“ aus den RPM-Fusionquellen funktioniert astrein, kein Witz. Vor allem kein Gezeter wie das selbst installieren über den NVIDIA-Installer beim manuellen Installieren. Ich hab versucht ihn manuell zu installieren da der Nvidiatreiber neuer ist und Starfield mit dem älteren Treiber aus RPM-Fusion beim Ladebildschirm leider hängen bleibt. Allerdings hatte ich mit dem selbstinstallierten Treiber nur Probleme. Schön das eine Uninstallfunktion enthalten ist – Denkste!
Er entfernt den NVIDIA-Treiber restlos, das ist richtig, aber er nimmt den freien Treiber nicht wieder aus der Blacklist raus und er baut die Module nicht wieder zurück. Macht das gefälligst selbst, sonst hängt der Desktop 😀
Danach neustarten und der Niewieda-Treiber ist weg. Also wieder zurück zu dem Treiber aus RPM-Fusion und warten bis es dort ein Update gibt. Nächster Treiber den ich benötige ist der für meinen Wirelessempfänger des Xbox One Controllers. Ich möchte nicht die normale Bluetoothverbindung nutzen, da dort bei 2 Betriebssystemen immer das Problem mit der Verbindung herrscht. Da müsste man umständlich den Pairingkey von Linux zu Windows übertragen. Zu viel Aufwand und neu verbinden nur weil ich ab und an mal das andere Betriebssystem nutze ist absoluter Quatsch. Es gab damals das Programm Xow über Github für den Wirelessempfänger. Wurde mittlerweile eingestampft und durch Xone ersetzt. Geht ganz fix und Schritt für Schritt erklärt, also auch einsteigerfreundlich gemacht. Funktionierte auf Anhieb, Controller läuft korrekt unter Fedora und Windows. So muss das sein.
Das übliche Einrichten des Systems kommt immer mit der Zeit, hier und da ein paar Kleinigkeiten anpassen, wie es eben unter Windows auch der Fall ist. Das fängt beim Drucker an, den man gern vergisst und wenn man ihn braucht noch fix einrichtet. Da hab ich mit meinem Lexmark-Laserdrucker Glück, der bietet Driverless und läuft hervorragend. Aber eben auch Steam und die Bibliothek müssen bei Bedarf eingerichtet werden.
Die nativen Spiele unter Linux sind bei mir schon vertreten, wenn auch nicht in so großer Zahl. Starfield ist eines davon. Wird nativ unter Linux in Steam angeboten. Funktioniert nur aufgrund des Treibers bei mir (noch) nicht. Allerdings Soulstone Surviviors und das rennt wie die Sau. Es funktioniert alles und das sehr gut. Aber man möchte natürlich auch andere „Windowsspiele“ spielen. Also teste ich Holocure und Ratchet and Clank Rift Apart als größeren Titel.
Soulstone Survivors ist ein kleines Spiel und Rougelite, ich lieb´s einfach. Für nen 10er im Minisale mitgenommen, hatte ich bisher viel Spaß damit. Mein Monitor macht 165hz mit, die auch konstant erreicht werden. Keine Drops oder Ähnliches. Abstürze und sonstige Fehler traten nicht auf. Klare Empfehlung meinerseits.
Starfield hat leider den oben beschriebenen Bug, sodass dort ein Test nicht möglich war, aber in den Menüs konstant 165 FPS 😀 Um dennoch mal einen großen Titel für Windows unter Linux zu testen habe ich mich dann für Ratchet and Clank Rift Apart entschieden. Das Spiel hab ich komplett durch und hatte jede Menge Spaß gehabt mit Gegnerhorden und Geballer. Es lief auch ganz gut, allerdings muss ich dort im Gegensatz zu Windows die Grafik runter drehen, da ich starke Einbrühce der Frames hatte. Es lag immer zwischen 15 bis 60FPS auf Ultrasettings.
Zum Glück ist es nicht mehr wie damals, das man plötzlich ein ähnliches Bild hat wie beim Minecraft, wenn man die Grafik herunterdreht. Es lief dann auch gut und stabil. Die optischen Einbußen sind nicht der Rede wert. Wäre also auch empfehlenswert unter Linux.
Kommen wir nun noch zu Holocure. Bunt, verspielt, Rougelite und viel Gemetzel mit Gegnerhorden, das ganze noch niedlich verpackt. Ein kostenloses Spiel auf Steam, was mir schon viele Stunden Spaß bereitet hat, also warum nicht auch ausprobieren unter Linux? Genau das tat ich und es lief auf Anhieb. Keinerlei zicken, genau so soll es sein.
Für alle die nicht unbedingt Steam nutzen wollen und dennoch Windowsspiele unter Linux zocken wollen, gibt es auch noch Wine als Zwischenschicht, die Windowsprogramme zum Laufen bringt. Wine ist allerdings scheiße einzurichten, nutzerfreundlich geht anderst. PlayOnLinux ist da ein bekannterer Vertreter, aber es geht auch noch schöner wenn man es auf Spiele bezieht. Die Lösung heißt dort: Lutris
Lutris kümmert sich im Hintergrund um alles nötige, ihr sagt ihm nur was er installieren soll. EA-Play, Steam, GOG und weitere Shops werden von Lutris unterstützt, sowie der Spielekatalog von Flathub. Also auch dort kümmert sich Lutris um die Installation sobald ihr es anwählt. Ich selbst hab das mal ausprobiert, hatte aber kleinere Bugs, als ich in den erweiterten Einstellungen von Lutris selbst umherprobiert hab. Im normalen Betrieb lief es aber einwandfrei. Definitiv die bessere Wahl, wenn man Steam nicht möchte und ich würde es jederzeit PlayOnLinux vorziehen.
Kleine Erwähnung noch für Freunde der Emulation und der einfachen Bedienung, schaut euch da unbedingt Retroarch an! Minispiele für zwischendurch gibt es natürlich auch noch zu genüge. Unter Windows gibt es ja Solitaire und Co, das selbe gibt es auch für Linux.Ubuntuusers hat da eine sehr schöne Übersicht über die Gnomevarianten dieser Spiele. Unter KDE gibt es eine größere Kollektion dieser Kartenspiele als Paket KPatience, das fast alle Ableger in einem enthält. Das spiele ich gerne zwischendurch, genau wie Gnome-mahjongg. Diese Spiele gibt in den allermeisten Quellen eurer Linuxdistribution und auch als Flatpak auf Flathub.
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Gaming unter Linux mittlerweile richtig gut gerworden ist, viel davon ist auch Valve zu verdanken mit ihrer Erfindung Proton, die sie auch als Opensourcesoftware rausgegeben haben. Natürlich nicht ganz uneigennützig, immerhin nutzen Steamdeck und SteamOS selbige Technik. Proton kann jedoch auch ohne Steam genutzt werden. Wer Wine in einfach haben möchte, sollte sich unbedingt Lutris ansehen, denn damit geht auch schon vieles deutlich einfacher von Hand, als früher. Das Spieleangebot für Linux ist auch mit nativen Spielen nun besser geworden. Treiber installieren sich besser den je, auch wenn da Nvidia immer noch etwas umständlich ist. Am Besten fährt man hier tatsächlich mit AMD-Hardware.
Dennoch gelang es mir ohne großen Aufwand auf einer modernen Umgebung mit Nvidia-Hardware ein gutes Spieleerlebnis zu haben. Ich würde also sagen, mein kleines Experiment hat sich durchaus gelohnt. Dennoch wird mir meine Windowspartition noch erhalten bleiben, es ging ja auch nicht um einen kompletten Wechsel, sondern darum zu schauen wie es heutzutage mit Gaming unter Linux aussieht.
Manch ein Spiel werde ich auch weiterhin über Windows spielen, keine Frage. Es geht ja auch nicht um ein entweder-oder, sondern um eine sinnvolle Ergänzung beziehungsweise Alternative. Das Schöne ist: Man hat die (persönliche) Wahl
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